Mattensplitter

Saison 2016 ist Geschichte

Geschrieben von Thomas Meyer

Bei den Aktiven, Trainern, Betreuern, Verantwortlichen, ja vielmehr bei allen aktiven Vereinen im Ringerverband NRW kehrt nun wieder Ruhe ein. Zumindest für kurze Zeit. Die diesjährige Mannschaftssaison ist beendet, so dass man nun zurückblicken und resümieren kann. Können wir zufrieden sein? Man darf vermuten, dass die Antworten auf diese Frage wohl eher durchwachsen ausfallen werden. Sicher haben einige Clubs eine positive Leistungsentwicklung und sportlichen Erfolg erleben dürfen, doch unter dem Strich sind auch besorgniserregende Tendenzen erkennbar. Aber alles nacheinander.

An der absoluten Leistungsspitze, d.h. in der 1. Bundesliga, war unser Verband wie schon im Vorjahr nicht vertreten. Die Finanzkraft einiger weniger Clubs aus Süd- und Südwestdeutschland ist einfach zu groß, um ihnen die Stirn bieten zu können. Aber nicht nur unsere Protagonisten, sondern auch Traditionsvereine aus Hochburgen wie dem Raum Aschaffenburg oder Luckenwalde hatten dies erkannt und sich aus Deutschlands Eliteklasse zurückgezogen.

Nun soll Abhilfe geschaffen werden, indem die Bundesliga von Grund auf reformiert wird. Eine Einteilung in 1. und 2. Liga wird es 2017 nicht mehr geben, sondern dafür eine viergleisige und regional gegliederte Bundesliga. Das Ziel ist klar: Eine größere Zahl an wetteifernden Vereinen soll die Konkurrenzfähigkeit der Schwächeren gewährleisten und diese motivieren, den Schritt in die oberste Leistungsklasse zu wagen. Auch die Rahmenbedingungen sollen im Sinne der Zweitligisten angepasst werden, ohne hier auf Einzelheiten eingehen zu wollen. Doch wird dies wirklich klappen? Werden sich die Clubs letztendlich auf das Abenteuer Bundesliga einlassen? Oder wird die Maßnahme doch zu einem Flop? Man darf gespannt sein. Hier wird sich Einiges bewegen in den nächsten Wochen und Monaten.

2016 jedenfalls existierte die 2. Bundesliga noch und die Ausbeute unserer Vertreter war kaum zu toppen. Schließlich gab es einen Dreifacherfolg für NRW. Der KSV Witten 07 wiederholte den Vorjahrescoup und sicherte sich überlegen und ohne Verlustpunkt die Meisterschaft. Der TV Eintracht Walheim (30:6 Punkte) stand dem durch den Gewinn der Vizemeisterschaft nicht viel nach, während der starke TV Essen-Dellwig (18:18) auf Rang drei landete. Auch der RC Merken (15:21/Platz 9) konnte ordentlich mitmischen. Chapeau! An dieser Stelle ein dickes Kompliment an die vier, die unsere LO auf Bundesebene gut und würdig vertreten haben!

Lediglich acht Mannschaften gingen in der Oberliga, der höchsten Landesleistungsklasse, an den Start – zwei weniger als Sollstärke. Die Teams erwiesen sich unter dem Strich als recht ausgeglichen, wobei sich mit der TSG Herdecke das stabilste und konstanteste durchsetzen konnte. Mit zwei knappen Siegen über den Vizemeister KSK Konkordia Neuss (jeweils 15:13) wurden die Weichen schon recht früh in Richtung Meisterschaft gestellt. Eine taktisch günstige Ausgangsposition, die sich die TSG nicht mehr hat nehmen lassen und zum verdienten Titelgewinn nutzen konnte. Hinter den Neussern vervollständigten die RG Oberforstbach/Sparta Kelmis und der AC Mülheim am Rhein die obere Tabellenhälfte. Die Domstädter hatten trotz des stark besetzten Kaders eine schwere Hinrunde hinter sich, bei der sie sich einerseits selbst im Weg standen, andererseits jedoch auch durch Verletzungen und/oder fehlendes Glück bisweilen das Nachsehen hatten. Die Rückrunde lief für die Kölner jedoch deutlich besser, denn man konnte die letzten sechs Begegnungen allesamt gewinnen.

Stark präsentierten sich auch der TKSV Bonn-Duisdorf und der KSV Hohenlimburg, die sich neben dem Siebtplatzierten KSV Simson Landgraaf nahtlos in den spannenden Wettkampf integrierten. Lediglich Schlusslicht KSV Witten 07 II war restlos überfordert. Konnten die Mannen um Attila Bayrak in den Vorjahren noch gut mithalten, entwickelten sie sich dieses Jahr zum Punktelieferanten. Die Vermutung liegt nahe, dass der KSV von seinem Abstiegsrecht Gebrauch machen wird. Nach der frustrierenden Saison – einige Duelle wurden bereits an der Waage verloren - wäre dies ein nachvollziehbarer Schritt. Man wird sehen.

Freude bereiten konnte den Fans die Verbandsliga. Mit zehn Mannschaften voll besetzt, entwickelte sich hier eine faszinierende Saison, denn gleich vier Teams konnten im Kampf um Meisterschaft und Aufstieg ein Wörtchen mitreden. Knapp wie schon lange nicht mehr ging es letztlich zu. Die Nase vorne hatte in der Endabrechnung der KSV Germania Krefeld (30:6 Zähler), der am letzten Kampftag von der Niederlage des TV Essen-Dellwig II profitieren und dem Konkurrenzen (28:8) die Meisterschaft doch noch entreißen konnte. Dritter wurde der KSV Jahn Marten (ebenfalls 28:8) vor der RG Hürth/Rheinbach (25:11). Herzlichen Glückwunsch an Alle!

Am Tabellenende konnte sich der KSV Mülheim-Styrum nicht mehr befreien. Seit Jahren stand der Club mit dem Rücken zur Wand und bewegte sich in den gefährdeten Tabellenregionen, konnte den Gang nach unten bisher jedoch immer verhindern. Dieses Jahr hat das Abstiegsgespenst die Ruhrstädter schließlich erwischt, so dass wir sie 2017 in der Landesliga wiedersehen werden.

Letztgenannte Leistungsklasse dagegen entwickelte sich zum Sorgenkind des Ringerverbandes. Sie war vorab mit nur sieben Mannschaften bestückt, wobei sie durch den Rückzug des VfL Kemminghausen früh auf nur sechs Teams reduziert wurde. Als der RC Merken es den Dortmundern gleich tat und seine Reserve nach wenigen Kampftagen abmeldete, waren noch ganze fünf übrig. Das ist traurig und nicht der Wettkampf, den man sich als Ringkampfsportfreund wünscht.

Man fragt sich, was man tun kann, um die jährlich zunehmende Dezimierung unserer Ligen zu stoppen bzw. dieser vorzubeugen. Jeder einzelne Club hat eindeutig gute, verständliche und stichhaltige Gründe für einen Rückzug oder eine Nichtmeldung. Daran besteht kein Zweifel. Dennoch gilt es zu analysieren, warum sich heutzutage derartige Vorgänge häufen. Ist es die fehlende Motivation bei den Sportlern? Besteht ein Mangel an engagierten Leuten bzw. Ehrenamtlern? Wird es immer schwerer, sportbegeisterte Männer auf die Matte zu bringen? Suchen Großteile der Kämpfer überhaupt noch den Wettkampf? Wird Teamgeist heute noch so groß geschrieben wie früher? Gibt es heutzutage zu viele attraktive Freizeitangebote? Fragen über Fragen. Vermutlich ist die Antwort eine illustre Mischung aus all dem. Hier gilt es anzusetzen sowie nachhaltige Strategien und Maßnahmen zu entwickeln, um unseren Ligen zukünftig eine gesündere Basis zu verschaffen. Das Thema Jugendarbeit wird hier wieder von zentraler Bedeutung sein.

Landesligameister wurde am Ende Vorjahres-Oberligist RC Ehrenfeld, der die Tabellenführung knapp vor dem RV Kelmis behaupten konnte. Den Kölnern um Ringertrainer Kevin van Rienen ist dies besonders zu gönnen, haben sie doch durch den Verlust vieler Leistungsträger sowie ihres Domizils, welches nach wie vor als Flüchtlingsunterkunft genutzt wird, eine schwierige Zeit hinter sich.

In den Bezirksligen setzten sich am Ende die Favoriten durch. Während die Weststaffel vom AC Ückerath dominiert wurde, den auch die Zweitvertretung des KSV Germania Krefeld oder der überraschend starke Rückkehrer KSV Oberhausen nicht gefährden konnten, holte sich der KSV Gütersloh Platz eins in der Bezirksliga Ost. Auch Germania Altenessen (2.) und die RG Sende/Bielefeld II (3.) hinterließen hier einen hervorragenden Eindruck. 

Oberligameister 2016: Die TSG Herdecke

 

 Das erfolgreiche Herdecker Trainerduo Mesut Kayar (links) und Holger Nowakowski

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